Deutschland startet ins WM-Jahr.
Freitag Abend (20.45 Uhr) spielt die Mannschaft von Joachim Löw gegen Spanien ihr erstes von vier Test-Länderspielen, bevor es am 17. Juni gegen Mexiko bei der Weltmeisterschaft losgeht.
Testspiele der Nationalmannschaft sind bedeutungslos und langweilig?
Ja, manchmal schon – aber wenn ihr auf folgende sieben Dinge achtet, dann könnt ihr das Spiel einfach mal mit anderen Augen sehen. Und mit eurem Expertenwissen powered by watson heute Abend ziemlich Eindruck schinden... Denn diese 7 Dinge sind gegen Spanien wichtiger als das Ergebnis:
Wir wissen noch nicht genau, ob wir die Retro-Trikots von Adidas bei der WM gut finden. Auf der einen Seite freuen wir uns über jede Hommage an die Fußball-Tradition, allerdings wollen die kubischen Trikot-Nummern irgendwie gar nicht zum Vintage-Gefühl passen. Am Ende des Abends werden wir Klarheit haben.
Jogi Löw hat zweifelsohne seine Lieblinge, doch hinter einem Pool von rund 15 Spielern, die sicher nach Russland mitfahren, gibt es noch genug personelle Fragezeichen: Trapp, Ginter, Plattenhardt, Süle, Brandt, Rudy, Gomez, Stindl, Wagner – sie alle müssen in den limitierten Minuten Spielzeit abliefern, um eine Chance auf die WM zu haben.
Der grobe Kern der WM-Sieger von 2014 steht noch, trotzdem wollen ein paar Leistungsträger (Lahm, Schweinsteiger, Klose) ersetzt werden. Drei Spieler könnten bei der WM eine sehr gewichtige Rolle spielen: Ilkay Gündogan, Leroy Sané und Timo Werner.
Gündogan hat verletzungsbedingt noch kein Turnier gemacht, ist aber bei Manchester City in der Form seines Lebens. Ebenso wie Leroy Sané, der jede Abwehr in der Premier League schwindelig spielt.
Spannend wird auch sein, ob Werner mit der A-Mannschaft seine grandiose Leistung beim Confed-Cup wiederholen kann.
Schlagen die drei ein, dürfte Deutschland der Top-Favorit auf den Titel sein.
Andrés Iniesta gehört beim FC Barcelona und auch in der spanischen Nationalmannschaft fast zum Inventar. Er spielt seit seiner Jugend in Barcelona, hat einen Vertrag auf Lebenszeit.
Er ist aber auch 33 Jahre alt. In einem Radiointerview sagte er kürzlich, dass das Turnier in Russland "möglicherweise" sein letzter Auftritt für sein Land sein wird. Er erwägt auch einen Abschied aus Barcelona.
Also, nutzt die Gelegenheit und genießt den Großmeister des spanischen Fußballs – bevor er von der Bildfläche des europäischen Fußballs verschwindet.
Elf Jahre jünger als Iniesta und schon längst "the next big thing" im spanischen Fußball. Marco Asensio von Real Madrid ist offensiv überall zu finden. Er kann mit dem Ball eigentlich alles, ohne zu flashy zu sein. Also ein Mini-Iniesta.
Im Hinspiel des Achtelfinals der Champions League gegen Paris St. Germain wurde er zwar beim Stand von 1:1 nur eingewechselt, entschied dann aber das Spiel quasi im Alleingang. Er bereitete das 2:1 durch Ronaldo und das 3:1 durch Marcelo vor.
Na gut, so schlimm ist der Videobeweis ja eigentlich gar nicht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der laufenden Bundesliga-Saison ist man sich mittlerweile einig: Der Videobeweis macht den Fußball gerechter.
Aber es hat halt sehr lange gedauert, bis alles rund lief und nicht mehr jede Kleinigkeit mit dem Video-Schiedsrichter besprochen werden musste. Und auch während der Testphase beim Confed-Cup im vergangenen Jahr hakte es hier und da noch mit der neuen Technik.
Theoretisch eine gute Idee mit dem Video-Schiedsrichter bei der WM. Praktisch könnte es aber auch voll in die Hose gehen.
Deswegen: Genießt ab heute die vorerst letzten vier deutschen Länderspiele, bevor die WM in Russland losgeht.
Falls sich jemand wundert: Auf der spanischen Trainerbank sitzt kein alter Mann mit grauem Schnauzbart mehr. Vicente del Bosque, der von 2008 bis 2016 die Nationalmannschaft Spanien prägte, trat am 30. Juni 2016 zurück.
Sein Nachfolger: Julen Lopetegui, 51 Jahre alt. Unter ihm hat der Weltmeister von 2010 in 16 Spielen nacheinander nicht verloren. Der ehemalige Torwart Lopetegui spielte lange in der spanischen Liga, vor allem für Rayo Vallecano (112 Spiele von 1997 bis 2002). Für Spanien lief er einmal in einem Freundschaftsspiel auf. Lopetegui fuhr auch mit zur WM 1994 in den USA, hatte aber hinter Andoni Zubizarreta und Santiago Cañizares keine Chance.
Als Trainer war er für diverse Nachwuchsteams Spaniens verantwortlich, mit der U21 holte er 2013 den EM-Titel. Von 2014 bis 2016 trainierte er den FC Porto, mit dem er 2015 Pep Guardiolas Bayern an den Rand des Wahnsinns trieb.
Im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals besiegte er den deutschen Rekordmeister mit 3:1. Sein bevorzugtes Spielsystem damals wie heute: Ein 4-3-3 mit ungeheurem Pressing. Im Rückspiel gab's dann aber Peps Rache: Bayern siegte mit viel Wut im Bauch 6:1.