Die ersten zehn Spieltage der Bundesliga sind gespielt und so langsam kann man am Tableau ungefähr erkennen, wo die Reise für die 18 Clubs in dieser Saison hingehen wird.
Vor dem Wochenende hatten die Fanszenen Deutschlands einen bundesweiten Aktionsspieltag ausgerufen. Fans in ganz Deutschland protestierten unter dem Motto "Ihr kauft euch die Welt, wie sie euch gefällt!" gegen den DFB. Der Tenor der Aktion wird in einer Stellungnahme deutlich, die vor dem Spieltag veröffentlicht wurde: "Ein Fußball, der seine Seele für eine Handvoll Geld verkauft, ist nicht unserer!".
Auch das Fahnen- und Bannerverbot im Olympiastadion, das Hertha BSC gegen die eigenen Fans verhängt hatte, wurde in vielen Kurven diskutiert.
Beim Freitagsspiel zwischen Stuttgart und Frankfurt in der Mercedes-Benz-Arena war in der Cannstatter Kurve ein überdimensionaler Dollarschein zu sehen. Die Stuttgarter Choreo stand also ganz im Sinne des bundesweiten Aktionsspieltags.
Auf dem Dollarschein stand: "Fußballmafia DFB", darunter abgebildet: DFB-Präsident Reinhard Grindel, sein Vize Rainer Koch und Franz Beckenbauer.
Auf der Rückseite des Scheins die Botschaft: "In Money You Trust" sowie ein jeweils durchgestrichenes DFL- und DFB-Symbol.
In einer Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands äußerte man sich am Freitag vor dem Spieltag dazu, was dieser Protest bedeuten soll: "Nicht erst seit dem Korruptionsskandal rund um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 ist klar, dass die Bonzen in der DFB-Zentrale gerne einmal den ein oder anderen Schein zu viel ausgeben." ("faszination-fankurve.de")
Außerdem gab es im Stuttgart-Block ein großes Banner mit der Aufschrift:
Hintergrund: Das Fahnen- und Bannerverbot, das die Vereinsführung von Hertha BSC vor dem Spiel gegen RB Leipzig fürs Olympiastadion verhängt hatte. Am Spieltag zuvor hatten Hertha-Fans Polizisten mit Fahnenstangen angegriffen, die Situation eskalierte.
Auch die Dortmunder Fans beteiligten sich am bundesweiten Aktionsspieltag und rollten ein Banner mit dem Motto "Ihr kauft euch die Welt, wie sie euch gefällt" aus.
Außerdem flogen aus dem Gästeblock zusätzlich Fake-Geldscheine als Protest gegen DFL und DFB. Auch in anderen Stadien gab es diese Aktion, zum Beispiel warfen Freiburg-Fans in der Allianz-Arena mit solchen falschen Scheinen.
Während es für die Bayern, die gegen Freiburg nur einen Punkt holten, auf dem Rasen nicht so gut lief, gaben die Münchener Fans alles.
Und zwar in zweierlei Hinsicht: Sie solidarisierten sich mit den Hertha-Fans und bezogen Stellung zu den "Football Leaks"-Enthüllungen, die einen möglichen Ausstieg der Bayern aus der Bundesliga ans Licht brachten.
Zum Fahnen- und Bannerverbot in Berlin zeigten sie Spruchbänder, auf denen stand:
Die Haltung ist eindeutig: Die Bayern-Fans zeigen keinerlei Verständnis dafür, dass die Hertha-Führung nicht auf Seite ihrer Fans steht. Was die Bayern-Fans von der Polizeitaktik im Dortmunder Gästeblock halten, wird ebenfalls deutlich.
Auch die neuen "Football Leaks"-Enthüllungen waren Thema im Bayern-Block und auch hier zeigten sie eine klare Haltung: "Wir stehen zur Bundesliga – Superliga ohne uns" hieß es auf einem Spruchband.
Außerdem gab es in Sachen "Football Leaks" ein weiteres Transparent der Gruppe "Munich's Red Pride": "Nie mehr Deutscher Meister FCB? Nie mehr 'ehrliche Titel'..."
Eisige Zeiten in Berlin. Das Verhältnis zwischen Vereinsführung und aktiver Fanszene ist gestört. Nachdem Hertha vorm Samstagabendspiel gegen Leipzig mitteilte, dass Fahnen und Banner im Olympiastadion verboten sein werden, sah sich der "Förderkreis Ostkurve" zu einem Stimmungsverzicht gezwungen, wetterte gegen Kollektivstrafen.
"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht einfach für Support sorgen und unseren Protest trotzdem zum Ausdruck bringen können. Deshalb wird es heute von unserer Seite aus keine organisierte Stimmung geben", hieß es am Samstag in einer offiziellen Mitteilung des Förderkreises. ("foerderkreis-ostkurve.de")
In der Mitteilung heißt es außerdem: "Eine standardisierte Vorgehensweise ist bei der heterogenen Zielgruppe 'Fans' – die in sich ein Abbild der Gesellschaft darstellt – wenig zielführend. Eine variable, den Einzelfall berücksichtigenden Handhabung ist unser Weg, vor allem, um Akzeptanz und Vertrauen bei den Fans zu schaffen."
Den Boykott merkte Mannschaft: "Wenn man böse wäre, würde man sagen, das war eine Friedhofstimmung", sagte Trainer Pal Dardai am Sonntag. "Ich habe so etwas noch nie erlebt bei einem Heimspiel."
Im bayerischen Duell zwischen Augsburg und Nürnberg konnte man im Gästeblock ein Banner zum bundesweiten Aktionsspieltag entdecken.
Die Augsburger trauerten indes um Peter Bircks, der am Freitag an den Folgen schwerer Verletzungen starb, nachdem er am 24. Oktober als Fußgänger von einem Auto erfasst wurde.
Bircks war in verschiedenen Position im Verein tätig: Unter anderem als Vereinspräsident, Ehrenrat, Aufsichtsratvorsitzender und Finanz-Geschäftsführer. Während Bircks' Zeit beim FCA gab es viele wirtschaftliche sowie sportliche Erfolge.
Die Leverkusen-Fans hatten gleich zwei Themen, die sie im Heimspiel gegen Hoffenheim aufgriffen: Polizeigewalt gegen Fans und Inklusion im Fußball.
Zum Thema Polizeigewalt gegen Fans bastelten die Leverkusener eine Art Stellenanzeige: "Genau mein Fall! Bewirb' dich jetzt bei der Polizei NRW!"
Eine ganz klare Anspielung zu den Geschehnissen im Gästeblock beim Spiel Dortmund gegen Hertha BSC – sowie dem Einsatz in Mönchengladbach, wo Polizisten in einen vollbesetzten Zug mit Leverkusener Fans in der vergangenen Woche mit Pfefferspray sprühten.
Außerdem machten die Leverkusener auf das Thema Inklusion aufmerksam. Die regenbogenbunte Choreographie mit dem Blindensymbol und Piktogrammen, die u. a. einen Rollstuhl und die fünf Weltreligionen zeigen, stand unter dem Motto "Wir alle lieben Fußball".
Auch die Schalke-Fans positionierten sich "gegen Materialverbote in Berlin und überall". Hintergrund: Das Fahnen- und Bannerverbot, das die Vereinsführung von Hertha BSC vor dem Spiel gegen RB Leipzig fürs Olympiastadion verhängt hatte.
Im ausverkauften rheinischen Nachbarduell zwischen Gladbach und Düsseldorf gab's einige Pyro-Aktionen der Gästefans. Schon vor Spielbeginn wurde gezündelt. Schiedsrichter Dr. Felix Brych pfiff das Spiel daher mit wenigen Minuten Verspätung an.
Über den Fortuna-Fans prangte im Gästeblock ein großes "Fortuna Düsseldorf"-Banner. Die Anhänger wedelten dazu mit rot-weiß-roten Fahnen.
Die Düsseldorfer Pyro-Show ging während des Spiels weiter, Rouwen Hennings, Kapitän von Fortuna, musste mehrmals auf Anweisung von Schiri Brych zur Kurve laufen, um die Anhänger zu beschwichtigen.
Auch die Polizei schritt ein, sicherte den Bereich zwischen Gladbach- und Fortuna-Fans ab. Den Anhängern der Gäste machte das aber nichts, das Abbrennen von Pyrotechnik hielt an.
Fast zurückhaltend verhielten sich im Gegensatz dazu die Heimfans, die ihr Team vorm Anpfiff mit einem schlichten "Gemeinsam für Borussia"-Banner begrüßten.
(as)