Das Ischtar-Tor stand einst in Babylon, heute steht es in Berlin. https://www.instagram.com/p/Bg1_or0h0g4/?utm_source=ig_web_copy_link
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat entschieden. Während der Kolonialzeit geraubte Kunst in den Beständen französischer Museen soll an die Länder Afrikas zurückgegeben werden.
Macrons Move setzt auch Deutschland unter Zugzwang. Der Deutsche Kulturrat, Dachorganisation von mehr als 250 Bundeskulturverbänden, mahnte am Freitag ein "neues Denken" an.
Die in Berlin und Paris lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Ökonom Felwine Sarr empfehlen in einem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Auftrag gegebenen Bericht, praktisch alle aus der Kolonialzeit stammenden Kunstwerke an die Herkunftsländer in Afrika zurückzugeben. Allerdings müsste dafür das französische Gesetz über Kulturgüter geändert werden.
Ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte auf Anfrage, man wolle den Bericht nach der Übergabe am Freitag in Paris zunächst auswerten, ehe man ihn kommentiere. Die Haltung des Hauses sei aber unabhängig von den Vorschlägen aus Paris eindeutig. "Raubkunst muss zurückgegeben werden, das gilt auch für Kulturgüter aus kolonialen Kontexten", betonte der Sprecher. "Das setzt Provenienzforschung voraus, die "Deutschland in den letzten Jahren deutlich intensiviert hat und weiter ausbaut."
Die zuständige Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte zu Jahresbeginn gemeinsam mit dem Deutschen Museumsbund einen "Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ herausgebracht. Doch steht Grütters wegen ihrer uneindeutigen Haltung in dem Streit heftig in der Kritik.
Der Kulturdiplomat Hermann Parzinger, Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte der Berliner Lokalzeitung "Tagesspiegel".
Hermann Parzinger, Kulturdiplomat
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther mahnte eine umfassende Aufklärung an.
Auch in anderen Ländern wie Großbritannien und Belgien setzt eine Rückgabedebatte ein.
(dpa, afp, reuters)
Video: watson/Marius Notter, Elisabeth Kochan