Die Wände unserer Teenie-Zimmer waren tapeziert mit seinem Antlitz, für unsere Eltern war seine Musik schlimmer, als Rockmusik für deren Eltern. Die Jungs wollten so krass sein wie er und die Mädels waren total verknallt:
Warum wir jetzt auf ihn kommen? Am Dienstag gibt er sein einziges Deutschland-Konzert in Hannover. 70.000 Besucher werden dafür auf dem Messegelände erwartet. Das Konzert war innerhalb von zehn Minuten ausverkauft! (hannover.de)
Shows dieser Größenordnung spielen sonst nur Bands wie Guns'n'Roses oder AC/DC – die Helden unserer Eltern. Hier kommen 8 Gründe, warum Eminem unser Held war ist.
Wenn wir uns mit Freunden darüber unterhalten, welche Musik wir früher gehört haben, dann kommt da vieles zum Vorschein, was uns seeeehr peinlich ist. Bei einem Namen sind wir uns aber alle einig, dass er genau das nicht ist: Eminem!
Der weiße Junge aus St. Joseph in Missouri, der (neben den Beastie Boys) die schwarze Rap-Szene aufgemischt hat, erreichte unsere ganze Generation. Völlig egal, ob wir eigentlich Emos, Indiekids, Metallheads oder was auch immer waren.
Auf seinen Konzerten fragt Marshall Mathers (wie er eigentlich heißt) heute gerne mal, wie viele seiner Fans ihn seit dem ersten Tag begleiten. Dann gehen verdammt viele Arme nach oben. Etliche besaßen als erste Platte eine von Eminem.
Definitiv: "Lose Yourself". Dafür bekam Eminem 2002 dann auch den Oscar und ein Jahr später den Grammy für den besten Filmsong.
Wer von uns hat damals nicht "8 Mile" im Kino gesehen? Die Geschichte vom Jungen aus Detroit, der seine miese Vergangenheit mit der Hilfe von Battle-Rap, Kraft, Ausdauer und Durchhaltevermögen aufarbeitet, hat uns gefesselt. Auch weil sie zwar an das Leben des Rappers angelehnt, aber trotzdem weit entfernt von einem drögen Musiker-Biopic ist.
Technisch war Eminem einfach immer ein Stück besser, als die anderen. Egal ob Reimketten, Wortspiele oder Technikvariationen.
Mit seinem Song "Rap God" bewies er: Keiner ist schneller. 6,5 Wörter pro Sekunde. Das war ein Rekord ...
... den Eminem dann selbst überboten hat: In "Offended" schafft er sogar 6,71 Wörter pro Sekunde.
Er macht als Weißer Musik, die hauptsächlich Schwarze machen. Er rapt gegen Trump. Und zeigt dessen Wählern unter seinen Fans sowieso den Mittelfinger. Auch wenn wir es ihm gerne unterstellen wollen – die politische Message steht bei Eminem trotzdem nicht im Vordergrund.
Früher, als er auch mal mit seinem Alter Ego "Slim Shady" unterwegs war, da war er eher ein Wutbürger. Einer der alles und jeden beleidigt, was ihm über den Weg läuft oder seine damalige Frau Kim Scott am Ende eines Songs umbringt. Einer, der übertreibt.
Für nachdenklich und ernst stieg Eminem aber immer auf Marshall Mathers um. Ziemlich praktisch.
Irgendwann hielten es sowohl Marshall Mathers, als auch "Slim Shady" und Eminem nur noch auf Vicodin, Valium und anderen Schmerz,- und Betäubungsmitteln aus. Im Jahr 2007 wurde es sogar lebensgefährlich.
Es folgten die Alben mit den bezeichnenden Titeln:
Kritiker können Eminem viel vorwerfen. Aber nicht, dass er an Altem festhält. Sein Lebensstil scheint sich verändert zu haben, seine Musik hat sich ganz sicher entwickelt. Ob die Songs auf dem aktuellen "Revival" nun gefallen oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
Sie stammen eben nicht mehr von "Slim Shady", sondern von einem 45 Jahre alten und erwachsenen Mann, der sich auch mal für die Ausfälle in seiner Vergangenheit entschuldigt (zum Beispiel bei seiner Ex-Frau). Und der trotzdem nicht vergisst, was ihn groß gemacht hat.
Eminem hatte Features und Kollaborationen mit und für:
Eminem fühlt sich nicht nur wie ein Rap-Gott, er ist einer. Sein Auftritt auf dem dänischen "Roskilde"-Festival am vergangenen Wochenende war der beste Beweis dafür.
Bei seinem ersten und einzigen Konzert in Dänemark – die Veranstalter hatten 17(!!) Jahre lang versucht Eminem zu bekommen – versammelt er so viele Fans, wie das Festival noch nie zuvor auf einem Fleck gesehen hat.
Alle textfest? Eh klar.